Bist Du wirklich Du?

Selbsterkenntnis

Wir alle wollen gesehen werden. Wirklich wahrgenommen werden, als der Mensch, der wir sind. Geliebt und anerkannt.

Was aber, wenn wir uns dafür von uns selbst entfremden? Wenn wir jemand werden, der wir im tiefsten Inneren gar nicht sind?

Du startest beispielsweise in diesen neuen Job und spürst, welche Erwartungen an Deine Rolle gestellt werden. Und weil Du einen guten Job machen möchtest und von Deinen Vorgesetzten und Kollegen gesehen und wertgeschätzt werden möchtest, tust Du es schneller als Du je gedacht hättest, dass Du die Rolle genauso ausfüllst, wie die Erwartungen, die Du wahrnimmst.

Und Zack ist es passiert. Du hast Dir nicht die Zeit genommen zu reflektieren, was Deine Haltung in dieser Rolle ist. Welche Erwartungen Du erfüllen möchtest und welche nicht. Du hast Dir nicht die Zeit genommen, Deine authentische Version der Rolle zu entwickeln. Stattdessen hast Du die Wünsche anderer gelebt und Dich ein Stück von Dir selbst entfremdet.

Wenn man sich von Außen formen lässt

So ging es mir in meiner Führungsrolle. Kaum war ich im Unternehmen angekommen, überschlugen sich die Ereignisse und ohne dass ich auch nur annähernd mein Team noch meinen Arbeitsbereich gut kannte, galt es einen Turn Around mitzutragen. Gelder an den richtigen Stellen einsparen, Weichen neu stellen, eine neue Unternehmenskultur in der Kultur zu leben, die ich selbst noch gar nicht kannte… und innerhalb kürzester Zeit habe ich mich und mein Vorgehen, mein Verhalten und meine Entscheidungen nicht mehr wiedererkannt. Ich hatte mich von außen formen lassen und Stück für Stück immer weiter von mir selbst entfernt.

Und dann ist da nur noch der Wunsch nach Freiheit!

Was das mit mir gemacht hat? Ich wurde immer unsicherer, unzufriedener und angespannter.
Ich habe jeden Tag gespürt, dass ich eine mir fremde Person war. Ich steckte in einer Rolle und wollte da raus.

Frei sein von dieser Rolle. Frei sein von den Reaktionen auf diese Rolle. Gesehen werden als die, die ich eigentlich tief in meinem Herzen bin.
Das ist mir heute im Rückblick bewusst. Und vor allem wird mir immer klarer, wie sehr wir Menschen uns formen lassen, Rollen in unserem Leben zu spielen, die uns nicht entsprechen. Parallel dazu spüren wir eine tiefe Sehnsucht, wir selbst zu sein. In uns anzukommen. Uns selbst zu erkennen und zu leben.
Es gibt so viele Rollen-Klischees und vorgefertigte Vorstellungen von verschiedenen Rollen.

Lass uns ein Experiment machen:

Hast Du Lust auf ein Experiment? Dann schnapp Dir bitte einmal Stift und Papier und dann schreib mal spontan 5 Minuten lang auf, was Dir zu folgender Frage einfällt:
Wie ist eine gute Mutter?

Hast Du Dir die Zeit genommen? Und wirklich einfach mal fix ohne großes Nachdenken aufgeschrieben, was Dir in den Kopf gekommen ist? Super!

Dann nimm Dir bitte jetzt noch einmal 5 Minuten Zeit und mach mal einen Abgleich: Was davon würdest Du wirklich so leben wollen? Und entspricht es wirklich Deiner Vorstellung von Mutterschaft? Hast Du Dir erlaubt, frei von aktuellen gesellschaftlichen Klischees und Normen zu denken?

HALT! STOPP! Ich will bei mir bleiben!

Ist es möglich, sich zu 100 Prozent frei davon zu machen? Ich glaube, das ist so einfach nicht. Denn wir Menschen sind soziale Wesen. Die Akzeptanz, Liebe und Anerkennung unserer Bezugspersonen ist uns viel zu wichtig, als dass wir sie komplett ignorieren könnten.

Wir können uns das aber bewusst machen und deutlich freier entscheiden, wann möchte ich Erwartungen und Vorstellungen meines Umfeldes erfüllen und wann möchte ich es nicht.

Ich merke es heute deutlich schneller, wenn ich wieder dabei bin, eine Rolle nach vorgefertigten Maßstäben und Erwartungen erfüllen zu wollen. Und dann sage ich mir bewusst: HALT! STOPP! Zeit für Selbstreflexion.
Wie möchte ich diese Rolle leben? Was ist mir dabei besonders wichtig? Was entspricht mir und was entspricht mir nicht? Was möchte ich vielleicht ausprobieren, ob es sich stimmig für
mich anfühlt?

Auf diese Art bleibe ich viel stärker bei mir. Ich lerne mich mit jeder Reflexion besser kennen und lebe meine Rollen stärker mir entsprechend. Das erfüllt mich mit Zufriedenheit und einem Gefühl von Selbstbestimmung und Freiheit.

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